Raum auf Zeit

Wenn das Alte bereits Vergangen­heit ist und das Neue noch in der Zukunft liegt, können sich in der Gegenwart ganz unerwartete Möglichkeiten eröffnen. So nutzen beispielsweise kreative Start-ups aus dem Foodbereich in Zürich und ein Kinder- und Jugend­zirkus in Zug Raum auf Zeit, den ihnen die Alfred Müller AG zu at­traktiven Konditionen bieten kann.

Das Provisorium schafft einen Foodkosmos

Daniel Wehrli, Geschäftsführer der Walter Buchmann AG, hat sein Büro direkt über der Bäckerei und dem Café an der Uetlibergstrasse. Kein Hochglanz-Chefbüro, sondern ein Arbeitsplatz, wo sich Vergangenheit und Gegenwart organisch verweben und einen eigenen Charme verbreiten, wie das ganze Haus, das sich im Besitz der Alfred Müller AG befindet. Die Firma von Daniel Wehrli ist Hauptmieterin. «Nachdem wir die Produktion und den Vertrieb nach Brüttisellen verlegt hatten, standen hier zahlreiche Räume frei», erklärt Daniel Wehrli. «Ich habe aber rasch gemerkt, dass in Zürich ein sehr grosser Bedarf an Räumen besteht, gerade für kleinere Unternehmen, die keine grossen Ansprüche stellen, sondern einfach eine Basis suchen, wo sie ihre Ideen verwirklichen können.»

An der Uetlibergstrasse am Fuss des gleichnamigen Wahrzeichens im Süden von Zürich erinnern alte Schriftzüge und das kleine Café an vergangene Zeiten. Hier war früher eine grosse Bäckerei untergebracht und erwachte das Haus schon in den ersten Morgenstunden zum Leben. In der grossen Backstube wurde Teig zubereitet und zu Brot und Backwaren aller Art verarbeitet. Immer noch früh am Morgen sammelte sich vor der Laderampe eine ganze Armada von Lieferwagen, holte die Backwaren ab und belieferte zahlreiche Cafés und Bäckereien mit den ofenfrischen Köstlichkeiten.

Gebacken wird schon seit längerem nicht mehr an der Uetlibergstrasse 67, sondern in einem modernen Betrieb in Brüttisellen. Von dort werden die Backwaren der Walter Buchmann AG nach wie vor in zwölf Filialen in der ganzen Stadt ausgeliefert, auch in die Bäckerei an der Uetliberg­strasse. Heute gibt’s neben den ausgesuchten, handwerklich erzeugten Backprodukten auch Salate oder Birchermüesli und natürlich Coffee to go.

Genutzt werden die Räume heute in erster Linie von «DasProvisorium». Das ist ein Co-Working-Space und ein Verein mit dem Zweck, innovative und nachhaltige Projekte und Unternehmen in den Bereichen Lebensmittel, Gastronomie und Esskultur zu fördern und zu unterstützen. Einfacher gesagt: «DasProvisorium» steht für einen Foodkosmos, der sich in alle Winkel der Uetlibergstrasse 67 ausdehnt. Gemeinsamer Nenner der verschiedenen Klein- und Kleinstunternehmen ist ein hohes Verständnis für Lebensmittel, für Qualität, Geschmack und natürlich Nachhaltigkeit: Die Äss-Bar bietet in mittlerweile elf Filialen Backwaren «frisch von gestern» an und setzt damit ein positives Zeichen gegen Foodwaste. Digimeals entwickelt benutzer­freundliche und einfach personalisierbare Lösungen rund um digitale Rezepte. Sie sollen Menschen zum Selberkochen von gesunden, nachhaltigen Menüs animieren. Das Ernährungsforum Zürich ist eine Plattform der Gestalterinnen und Förderer eines nachhaltigen Ernährungssystems in Zürich, das den Bedürfnissen von Menschen, Tieren und dem Umweltschutz gleichermassen gerecht werden soll. laflor ist die neue Schokolade in Zürich. Das Unternehmen verarbeitet nur erstklassige Kakaobohnen von kleinen Produzenten, ganz ohne Zusatzstoffe. Und Luya sagt gummigem Fake-Fleisch den Kampf an mit 100 Prozent natürlichen Bio-Fleisch­alternativen.

Leben im Moment

Diese Unternehmen sind eine Auswahl von vielen weiteren Co-Workern von «DasProvisorium», die zwischen stillgelegten Backöfen, ehemaligen Knetmaschinen und vielen weissen Plättli neue Food-Ideen entwickeln. «Ein Teil der alten Einrichtung wird auch weiterhin genutzt, beispielsweise Kühlräume oder Abwaschbecken» führt Daniel Wehrli aus. «Ich staune, wie kreativ sich die Firmen einrichten, wie sie das Beste aus den Gegebenheiten machen, ohne hochtrabende Ansprüche. Natürlich müssen Heizung und Elektroinstallation funktionieren oder auch der Lift. Dafür sorgen wir.»

Im Namen «DasProvisorium» steckt bereits drin, dass die Räume an der Uetlibergstrasse ein Ablaufdatum haben. Schon bald entsteht hier neuer Wohnraum. «DasProvisorium» wird andernorts Räume suchen und weiterarbeiten. «Das Ende des Provisoriums ist ein Thema, aber es steht nicht im Zentrum», erklärt Daniel Wehrli. «Für diese Unternehmen ist wichtig, dass sie in der Gegenwart Räume mitten in Zürich an guter Lage gefunden haben, die sie zu attraktiven Bedingungen nutzen können. Vielleicht führt der Umstand, dass es Räume auf Zeit sind, dazu, dass die Unternehmen diese Zeit möglichst optimal nutzen, im Moment leben und ihre Ideen unmittelbar umsetzen.»

DasProvisorium bietet innovativen Start-ups aus dem Foodbereich willkommenen Raum auf Zeit.

Räume voller Zirkusleben

Szenenwechsel: Sie beweisen Mut, die Mädchen im Alter zwischen zehn und 15 Jahren auf ihren rund 1,5 Meter hohen Hochein­rädern. Mühelos halten sie in der Höhe die Balance und bewegen sich elegant im grossen Zirkusrund. Gleichzeitig sind im Nebenraum drei Knirpse mit den Proben ihrer Clownnummer beschäftigt. Beide Gruppen gehören zum Zirkus Grissini, der an der Dammstrasse in Zug seine Zelte aufgeschlagen hat.

Die Alfred Müller AG besitzt auf dem ehemaligen Landis+Gyr-Areal eine Liegenschaft. Das LG-Areal hat aufgrund seiner Grösse und prominenten Lage eine zen­trale Bedeutung für die städtebauliche Wahrnehmung und den urbanen Charakter von Zug. Die Stadt erarbeitet einen Bebauungsplan, um eine hochwertige Entwicklung und Realisierung sicherzustellen. Der Zeitplan sieht vor, dass der Plan bis 2025 rechtskräftig werden soll.

«Wir schätzen die Möglichkeiten hier sehr.»

Barbara Urfer Wyss, Präsidentin Verein Kinder- und Jugendzirkus Grissini

Inspirierendes Umfeld

Bis dahin steht das Leben auf dem LG-Areal aber keineswegs still, ganz im Gegenteil. Zahlreiche Zwischennutzungen machen es zu einem Ort, der die Sinne anregt, vielfältige Begegnungen ermöglicht und ein inspirierendes Umfeld bietet.

Der Kinder- und Jugendzirkus Grissini beispielsweise hat hier ein ideales Quartier gefunden. Dazu die Vereinspräsidentin Barbara Urfer Wyss: «Wir waren auf der Suche nach einem neuen Trainingslokal. Da hat uns der Vater einer Artistin auf den Leerstand dieser Liegenschaft aufmerksam gemacht. Das war der Anfang der partnerschaftlichen und unkomplizierten Zusammenarbeit mit der Alfred Müller AG. Wir schätzen die Möglichkeiten hier sehr. Die rund 8 Meter hohe Halle gibt uns insbesondere für das Training der Luftakro­batik viel Spielraum. In den anderen Räumlichkeiten ist genug Platz vorhanden, um parallel mit mehreren Klassen üben und das Material sowie die zahlreichen Requisiten einfach lagern zu können. Und nicht zu vergessen die zentrale Lage in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Die Kinder können so selbständig zum Training kommen, was uns sehr wichtig ist.» Eine klassische Win-win-Situation, von der die kleinen Stars in der Manege am meisten profitieren.

Das Herz des Zuger Crypto Valley

Die Liegenschaft der Alfred Müller AG an der Dammstrasse in Zug wird auch von zwei Firmen genutzt, die zu den treibenden Kräften des Crypto Valley Zug gehören. Crypto Valley Labs, ein international tätiges Unter­nehmen, gehört zu den weltweit grössten Blockchain-Hubs mit Epizentrum hier mitten in Zug. Direkt beim Bahnhof hat das Unter­nehmen Büros, Co-Working-Spaces und ein Café eingerichtet.

Die Lakeside Partners bieten mit ihrem gleichnamigen Businesscenter an der Damm­strasse moderne Büros mit flexiblen Laufzeiten und auf Wunsch umfangreichem Service an Zuger Toplage. Zu den Kundinnen und Kunden des Unternehmens zählen Start-ups, KMU, aber auch globale Unternehmen.

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