Das persönliche Gespräch kommt immer gut an

In ihrer Arbeit kommen Christoph Müller, Präsident des Verwal­tungsrates, und Daniel Selebam, Projektleiter Bewirtschaftung, nicht um das Thema Nachbarschaft herum. Im Interview äussern sie sich unter anderem zur Rolle der Kommunikation, möglichen Konflikten und unterschiedlichen Formen der Nachbarschaft.

Wie fördert die Alfred Müller AG eine gute Nachbarschaft in neuen Objekten oder Überbauungen?

Christoph Müller: Vor dem Baustart werden die Nachbarn schriftlich mit einer sogenannten Nachbarschaftsinformation über die zu erwarteten und möglichen Immissionen in Kenntnis gesetzt. Als Präsident des Verwaltungsrates und auch in meiner Funktion als Bauherr ist es mir ein Anliegen, dass ich diese persönlich unterschreibe. Je nach Situation kommt es auch vor, dass wir bei den Nachbarn vorbeigehen und das persönliche Gespräch suchen. Die Kommunikation ist uns wichtig. So versuchen wir, von Beginn an eine vertrauensvolle Beziehung zu den Nachbarn aufzubauen.

Daniel Selebam: Bauen wir Stockwerkeigentum, laden wir die Eigen­tümer nach dem Einzug zu einer  Orientierungsversammlung ein, auch wenn dies Verwaltungen üblicherweise erst nach einem Jahr tun. Es bietet sich auf diese Weise die Gelegenheit, dass sich alle Parteien näher kennenlernen und offene Fragen geklärt werden können.

Welche Auswirkungen hat ein positives Nachbarschaftsverhältnis auf eine Immobilienbewertung und den Ruf?

Daniel Selebam: Geniesst ein Objekt oder eine Überbauung einen guten Ruf, dann hat das einen positiven Einfluss auf die Immobilienbewertung. Neben den faktischen Vorzügen wie dem Grundriss oder der Lage einer Immobilie kann unter Umständen auch die Nachbarschaft ihren Teil zu einem guten Ruf beitragen. Das gute Image einer Liegenschaft verdankt man meist der Mundpropaganda, was sich wiederum positiv auf die Nachbarschaft auswirkt.

Christoph Müller: Ist das Verhältnis in der Nachbarschaft gut, so kann sich dies beim Verkauf einer Immobilie theoretisch positiv auswirken. Ich kenne auch Fälle, in denen Eigentümer aufgrund von Differenzen mit den Nachbarn das Eigenheim möglichst schnell verkaufen wollten, was sich auf den Verkaufspreis niederschlug. Doch auch das Gegenteil kann eintreffen: Der gute Ruf einer Überbauung kann Nachfrage und Verkaufspreis positiv beeinflussen. Auf die Bewertung einer Immobilie im klassischen Sinne hat die Nachbarschaft jedoch nur einen geringen Einfluss. Sie hat eher einen emotionalen Wert.

Gab es Fälle, in denen die Alfred Müller AG zwischen Nachbarn vermitteln musste?

Daniel Selebam: Ja, wenn sich beispielsweise die Menschen an lauen Sommernächten draussen aufhalten und sich die Nachbarn am Lärm stören. Wir motivieren die Leute dann, aufeinander zuzugehen und das Problem direkt miteinander zu klären. Dies wird heute zu wenig getan.

Christoph Müller: Dem kann ich nur beipflichten. Es zeigt viel mehr Wirkung, wenn man einen Sachverhalt persönlich klärt und die Verwaltung nicht involviert.

«Wir motivieren die Leute, aufeinander zuzugehen und das Problem direkt miteinander zu klären.»

Daniel Selebam, Projektleiter Bewirtschaftung

Welche Unterschiede bestehen in der Nachbarschaft zwischen Mietern und Stockwerkeigentümern?

Daniel Selebam: Stockwerkeigentümer kommen zur jährlichen Versammlung zusammen und fällen dort gemeinsam Entscheide, welche die gesamte Liegenschaft und somit alle Bewohner betreffen. Das schafft Nähe, man kennt die entsprechenden Befindlichkeiten und diskutiert diese aus. Das fällt bei den Mietern weg.

Christoph Müller: Bedingt durch ihr Eigentum bauen Stockwerkeigen­tümer tendenziell eher einen Bezug zur Umgebung auf und haben vermehrt lokale Interessen. Das Wissen um seine Nachbarn ist dem Eigentümer eher wichtiger als dem Mieter. Er hat das Bedürfnis, seine Nachbarn persönlich zu kennen. In Mietliegenschaften ab einer Grösse von sieben Parteien stellen wir fest, dass die Bewohner eher anonym bleiben.

Wählen Sie Mieter oder Eigentümer nach speziellen Kriterien aus, die ein harmonisches Miteinander begünstigen?

Christoph Müller: Unsere Vermarktung arbeitet nicht auf Provisions­basis. Das hat den Vorteil, dass wir die Mieter und die Käufer sorgfältig auswählen können und wir vom Druck, schnellstmöglich einen Vermarktungsabschluss in der Tasche zu haben, befreit sind. Selbstverständlich diktiert die Nach­frage unseren Handlungsspielraum und erlaubt mal mehr, mal weniger Flexibilität. Beim Verkauf von Eigentumswohnungen legen wir ein noch grösseres Augenmerk darauf, ob die Chemie gegenseitig stimmt. Ich bin froh, kann ich mich diesbezüglich immer auf die Einschätzung unserer Vermarkter verlassen. Ihre langjährige Erfahrung und ihre Menschenkenntnisse sind wertvoll.

Daniel Selebam: Es ist immer gut, wenn die neuen Bewohner zu den bestehenden passen. Dies kann ein Kriterium bei der Vergabe sein, denn dadurch können sich angespannte Beziehungen in der Nachbarschaft unter Umständen normalisieren. Wir beurteilen aber auch, ob die ge­wünschte Wohnung zur Haushaltsgrösse passt. So suchen wir zum Beispiel bewusst eine Familie mit Kindern oder je nachdem lieber ein Paar, wenn wir die Lärmbelastung tiefer halten möchten. Solche Überlegungen können wir natürlich nur bei unseren eigenen Liegenschaften einfliessen lassen. Bei Drittmandaten gibt uns der Hauseigentümer vor, welche Kriterien die neuen Bewohner erfüllen müssen.

«Das Wissen um seine Nachbarn ist dem Eigentümer eher wichtiger als dem Mieter. Er hat das Bedürfnis, seine Nachbarn persönlich zu kennen.»

Christoph Müller, Präsident des Verwaltungsrates

Ist es noch zeitgemäss, wenn sich neue Nachbarn persönlich vorstellen?

Christoph Müller: Auf jeden Fall! Persönlich habe ich damit immer positive Erfahrungen gemacht und wurde noch nie zum Teufel gejagt (lacht). Ich denke, dass eine Kontaktaufnahme, egal ob mündlich oder schriftlich, immer gut ankommt und Vertrauen schafft. Zurzeit baue ich zu Hause den Garten um und habe dazu vorgängig meinen Nachbarn ein Schreiben zukommen lassen oder das persönliche Gespräch gesucht. Das wurde geschätzt.

 

Wie halten Sie es persönlich mit der Nachbarschaft?

Daniel Selebam: Wir führen eine angenehme Nachbarschaft. Der Kontakt ist gut, und doch wahren alle eine gewisse Distanz. Für alle Parteien passt das so.

Christoph Müller: Man kennt und grüsst sich, ab und zu gibt es vielleicht eine kurze Unterhaltung. Persönlich finde ich es wichtig, dass man die Beziehung zu den Nachbarn pflegt, denn Nachbarn sind manchmal wirkungsvoller als eine Alarmanlage. In meinen Augen ist es sinnvoll, die Handynummer eines Nachbarn zu kennen, über die im Falle eines Wasserschadens oder eines Einbruchs die Kontaktaufnahme gewährleistet ist.

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