Zurück in die Zukunft als Zentrum für Startups und Begegnung

Direkt beim Bahnhof Schlieren hat die Alfred Müller AG eine ihrer Liegenschaften umgebaut und neu positioniert. Mit dem «startup space», betrieben durch das IFJ Institut für Jungunternehmen und ergänzt durch das von der Stiftung Arbeitskette betriebene «Restaurant LOX», wurde eine ideale Kombination für den Betrieb des Gebäudes gefunden. Der ehemalige Firmensitz der Firma Zühlke Engineering AG meldet sich damit zurück in die Zukunft.

Das Gebäude an der Wiesenstrasse 10a in Schlieren wurde seit der Erstellung 1990 durch die Firma Zühlke genutzt. Im Sommer 2020 endete das langjährige Mietverhältnis und es mussten Lösungen gefunden werden für das 4'500 m2 umfassende Gebäude. Im Vorfeld wurden bereits verschiedene Studien und Überlegungen gemacht, wie die Liegenschaft künftig genutzt werden könnte.

Das Gebäude besteht aus zwei Trakten, die mit einem Atrium verbunden sind. Das Erdgeschoss bildet einen Sockel und diente als Empfangshalle mit Meeting- und Laborräumen sowie Werkstätten im hinteren Bereich. Das 11 Meter hohe Atrium im ersten Obergeschoss bildete mit einer Mensa und einer Piazza den Mittel- und Treffpunkt des Gebäudes.

Trotz der soliden Struktur und des guten Zustands bestand nach dreissig Jahren Handlungsbedarf bei der Haustechnik sowie den Brandschutzanforderungen des Atriums. Ausserdem erschwerten anspruchsvolle klimatische Bedingungen zunehmend eine beständige Nutzung des Atriums. Das machte sich vor allem im Hochsommer und an kalten Wintertagen bemerkbar.

Betreiberliegenschaft als Zukunftsmodell

Für die weitere Nutzung des Gebäudes prüfte die Alfred Müller AG verschiedene Optionen bezüglich Chancen, Wirtschaftlichkeit und Terminen.

Von Aufstockung über Erweiterung bis zum Ersatzneubau mit Umzonung wurden Varianten geprüft. Die Realisierung von Wohnungen hätte einen Gestaltungsplan und lange Planungszeit erfordert. Zudem ist der Rückbau eines 30 Jahre alten Gebäudes weder ökologisch noch ökonomisch nachhaltig.

Bei der Neupositionierung hat man erkannt, dass die bewährten Stärken des Standorts und des Gebäudes mit kommerziellen Nutzflächen und der vorhandenen kleinteiligen Büroraumstruktur weiterhin überzeugen.

Diese Überlegungen führten bei der Alfred Müller AG zum Entscheid, das Gebäude als Betreiberliegenschaft in einem preislich attraktiven Segment zu positionieren. Und mit dem IFJ Institut für Jungunternehmen AG konnte die ideale Betreiberin gefunden werden, auf deren Produkt und Marke das Gebäudekonzept passt.

Die baulichen Eingriffe in den Bürotrakten konnten dank der vorhandenen Struktur tief gehalten werden. Grössere Eingriffe mussten in der Haustechnik, dem Brandschutz und der inneren Optik getätigt werden. Mit Zusatzinvestitionen in Kongress- und Meetingräume sowie in die Gastronomie wurden der Bestand und die Angebote für Begegnungen, Events und Kulinarik für die Öffentlichkeit erweitert.

Institut für Jungunternehmen (IFJ)

Im September 2021 eröffnete das neue «startup space by IFJ» an der Wiesenstrasse 10A in Schlieren. Auf 4'500m² finden sich 60 Einzel und Gruppenbüros mit 2-12 Arbeitsplätze und einem Kongresssaal im Erdgeschoss für knapp 300 Personen.

Seit 1989 begleitete das IFJ (Institut für Jungunternehmen) 150‘000 Firmengründer/innen auf dem Weg in die Selbständigkeit.

Kostenlose Webinare, Kurse und Referat-Events mit aktivem Networking, Checklisten, juristische Unterstützung und umfassende Beratung begleiten die neuen Unternehmer mit Rat und Tat vor, während und nach der Firmengründung.

Namhafte Partner wie Helvetia, PostFinance, Swisscom, Atlanto, und viele weitere, sowie die öffentliche Hand setzen seit Jahren auf die Zusammenarbeit mit dem IFJ. Die langjährigen Partnerschaften erlauben es, den umfassenden Startup Support kostenlos für Gründer/innen in der Schweiz zu erbringen.

Ohne Winterjacke im Atrium

Das Atrium bildet das Herzstück des Gebäudes. Es ist eine Verbindungszone mit dem offenen Lift und den Passerellen, aber auch eine Arena, die von den umliegenden Büros aus sichtbar ist. Um dieses Herzstück zu erhalten, musste eine Lösung mit der Gastronomie gefunden werden. Es sollte ein Ort geschaffen werden, wo man etwas essen kann und sich zur Kaffeepause oder zum Feierabendbier trifft. Dies ist mit dem Restaurant LOX nun möglich.

Das dreigeschossige Atrium öffnet sich gegen Osten und Westen mit einer Glasfassade. Ausserdem ist auch das Dach voll verglast. Die innenliegenden Büros sind ausschliesslich über das Atrium belichtet.

Als Basis für die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Sommer und Winter wurde durch Kopitsis Bauphysik eine thermische Simulation durchgeführt. Mit den Szenarien aus der Simulation konnten Massnahmen für den innen- und aussenliegenden Sonnenschutz, für die Kühlung und ebenso für verschiedene Heizsysteme simuliert werden.

Amstein Walthert entwickelte ein System, das die Nachtauskühlung der RWA Fenster im Atriumdach mit einer Quelllüftung kombiniert und zusammen mit einer reversiblen Bodenheizung auch im Sommer ein angenehmes Raumklima schafft. Um die Aufheizung des Atriums im Sommer zu verringern, wurden auf den Aussenflächen der Glasfassade und des Dachs Sonnenschutzfolien angebracht.

Die Bodenkühlung erzeugt zusammen mit der gekühlten Luft der Quelllüftung einen Kältesee im Atrium. Das sorgt im Sommer für ein angenehmes Raumklima am Boden, selbst wenn unter dem Atriumdach Temperaturen von über 30 Grad herrschen.

Gastronomie im Haus

In der Gastronomie wurden früher im Durchschnitt rund 80 Mittagessen pro Tag verkauft. Der Betrieb sollte aufgrund der neuen Mieterstruktur selbsttragend sein, was bis anhin nicht der Fall war. Es musste also eine Lösung gefunden werden, die den neuen Mietern dient und die wirtschaftlich tragbar ist.

Mit der Arbeitskette konnte eine Mieterin gefunden werden, die beide Bedürfnisse abdeckt. Sie betreibt im Erdgeschoss eine Produktionsküche und führt die Gastronomie im Restaurant LOX im Atrium.

Stiftung Arbeitskette

Die Stiftung Arbeitskette bezweckt die Eingliederung psychisch oder körperlich beeinträchtigter oder sozial benachteiligter Jugendlicher und Erwachsener in einen sinnerfüllenden Arbeitsprozess. Dazu führt sie in der Stadt Zürich und in Schlieren mehrerer Betriebe. Im Gebäude betreibt die Stiftung ihre Catering-Küche und führt das Restaurant im Atrium. Daneben bietet sie ein Inhouse Catering für die Events im «startup space».

Von der Werkstatt zum Eventsaal

Der «startup space» vermietet nicht nur Büros an Jungunternehmerinnen und -unternehmer, sondern schafft mit der Begleitung und dem aktiven Networking eine Plattform für Investoren, Gründer/innen, Innovatoren und KMU. Daher war ein Eventsaal mit Foyer und kleineren Sitzungszimmern ein wichtiger Teil des Businessmodells und der räumlichen Anforderungen. Der gesamte Bereich hinter der Eingangshalle wurde geöffnet und in der alten Werkstatt für den grossen Eventsaal eine massive Säule entfernt, um im Erdgeschoss mehr Offenheit und Durchblick zu schaffen. Dabei wurde der industrielle Charakter der ehemaligen Werkstatt bewahrt

Enger Zeitplan

Mit nur 5 Monaten Bauzeit war der Zeitrahmen sehr eng bemessen. Um ihn einhalten zu können, wurde in Abstimmung mit der Gebäudeversicherung ein Teilbezug der zwei Bürotrakte eingerichtet. Möglich wurde dies, weil sie brandschutztechnisch getrennt werden konnten.

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