Siedlung Goldermatten, Steinhausen - Eine grosse Familie

Nur selten in einer Wohnüberbauung anzutreffen und bei den Bewohnern sehr geschätzt: Schwimmbad in der Siedlung Goldermatten in Steinhausen.

Zu Beginn der 1970er-Jahre hat die Alfred Müller AG die Siedlung Goldermatten II in Steinhausen mit 22 Gebäuden, grosszügigem Grün und eigenem Schwimmbad errichtet. 1986 bot sie den Mietern der Parkstrasse 2 das Stockwerkeigentum an. Alfred und Ruth Meier haben sich damals zum Kauf entschlossen und könnten sich kein anderes Zuhause vorstellen.

Weitläufige Grünflächen, stattliche Bäume, grosse Abstände zwischen den Wohnhäusern und kein Durchgangsverkehr – viele Vorzüge zeichnen die vor 46 Jahren erstellte Wohnüberbauung Goldermatten II in Steinhausen aus. Extravagant war seinerzeit der Bau des – heute noch rege genutzten – Schwimmbads für die Bewohner der neuen Siedlung. Alfred und Ruth Meier gehören zu den Bewohnern der ersten Stunde. Mit zwei kleinen Kindern zogen sie am 31. Dezember 1971 von einer kleinen Wohnung in Zug in die neue Mietwohnung an der Parkstrasse 2 im fünften Obergeschoss – und blieben bis zum heutigen Tag. Anerkennend äussern sich die beiden zum Bauherrn Alfred Müller, der einzugswilligen Familien mit einer Mietzinsvergünstigung pro Kind und Monat grosszügig entgegenkam. Das neue Quartier sollte mit Kindern belebt werden. «Das war ihm ein Anliegen», erinnert sich Alfred Meier.

Er beschreibt das Verhältnis «unter uns Mietern als stets angenehm und friedlich». Die Bewohner organi­sierten sich bereits 1973 in der Interessengemeinschaft Goldermatten (IGG), welche die Anliegen der Bewohner gegenüber der Liegenschaftsverwaltung und den Gemeindebehörden bündelte. Der 1984 aus der IGG hervorgegangene Quartierverein kontaktierte jeweils auch die Neuzuzüger: «Man sah sich als grosse Familie, die sich gegenseitig hilft und das Zusammenleben regelt.» Ansonsten galt immer: «Leben und leben lassen. Wenn es einmal bis in alle Nacht ganz bunt zu und her geht, fragen wir gelegentlich nach, was denn da gefeiert wurde.»

Hundesport und Eisstockschiessen

Alfred Meiers Start ins Erwerbsleben begann mit einer Berufslehre bei Landis & Gyr: «Meinen gelernten Beruf des Elektroeichers gibt es heute nicht mehr.» Zeit seines Berufslebens bildete er sich weiter, war Schichtführer, Vorarbeiter, besuchte die Werkmeisterschule in Winterthur, übernahm die Qualitätskontrolle und wirkte massgeblich bei der Entwicklung des elektronischen Stromzählers mit. Später arbeitete er zuerst als Brandschutzfachmann und nahm danach Einsitz in der Geschäftsleitung eines grossen Liegenschafts-Dienstleisters.

Haustiere waren immer akzeptiert in der Gemeinschaft.

Inzwischen befinden sich Meiers im klassischen Unruhezustand – die Agenden der beiden Rentner sind mit Terminen prall gefüllt! Ihre drei erwachsenen Kinder und sechs Grosskinder, teilweise ebenfalls bereits erwachsen, kommen gerne zu Besuch. Zudem ist Alfred Meier im Organisationskomitee eines Jahrgängervereins und Eigentümer-Vertreter gegenüber der Liegenschaftsverwaltung. Ihren Schrebergarten pflegen beide, er ist «unser gemeinsames Hobby». Zusammen absolvierten sie auch eine Begleithundeprüfung, um mit ihrem Golden Retriever in einer Gruppe Sport treiben zu können. Und schliesslich tut man auch etwas für die Harmonie im Hause: Regelmässig wird mit Nachbarn ein Jass geklopft.

Ruth Meier hat zu alledem eine grosse Leidenschaft: Mindestens einmal die Woche trainiert sie Eisstock­schiessen, während der Saison ist sie jeden zweiten Sonntag an einem Turnier. «Ich lernte diese Sportart an einem Event des Quartiervereins kennen und wurde 1991 vom Eisstock Club Zug aufgenommen», erzählt sie. Es folgte eine sportliche Karriere mit einem eindrücklichen Palmarès, das mehrere Schweizer­-Meister-­ und ­Vizemeister­-Titel umfasst. Seit 1992 ist Ruth Meier Sportchefin des ESC Zug. Während der Olympischen Winterspiele in Turin 2006 war sie mit einer Delegation in Turin. Man bewarb sich dort – vergeblich – für die Aufnahme der Sportart als olympische Disziplin.

Leben und leben lassen

Das waren noch Zeiten, als der Quartierverein jährlich ein Kinderfest am Nachmittag und am Abend ein Fest für die Erwachsenen veranstaltete. «Wir hatten bis zu 200 Kinder am Kinderfest», erzählt Ruth Meier. Inzwischen sind junge Familien mit kleinen Kindern die Ausnahme in der Goldermatten. «Jetzt hat es mehr alte als junge Menschen im Quartier. Nur noch wenige in unserem Haus sind berufstätig», sagt Ruth Meier. Der Zusammenhalt sei heute loser als früher, deswegen gebe es keinen Quartierverein mehr. «Aber wir haben es immer noch gut untereinander.» 

1986 wurde den Bewohnern der Kauf der Wohnungen im Stockwerkeigentum angeboten. Kaum zu glauben: Rund vier Fünftel der Bewohner des Hauses Park­strasse 2 sind seit diesem Zeitpunkt immer noch dieselben. Etwa die Hälfte wohnt sogar schon seit dessen Fertigstellung im Gebäude, also seit bald 50 Jahren. Doch ungleich einer Korallenkolonie, die einfach nicht anders kann, als an Ort Nährstoffe aus dem Meerwasser zu filtrieren, haben sich hier Men­schen ganz bewusst zum Bleiben entschlossen. Wieso die Zelte abbrechen, wenn man sich hier wohlfühlt?

Es sind eben schöne Wohnungen, auch fürs Alter.

Hell und gemütlich: Wohnzimmer von Alfred und Ruth Meier.

Mit dem Älterwerden haben die Bewohner veränderte Bedürfnisse. Zum Glück hat die Gemeinschaft für notwendige Sanierungen und Anpassungen Geld zurückgelegt. Alfred Meier hat sich innerhalb der Stockwerkeigentümerschaft immer für genügend Eigenmittel eingesetzt: «Der Erneuerungsfonds ist immer wieder eine Knacknuss. Wir haben die Beiträge über das gesetzliche Minimum erhöht, so füllt sich der Erneuerungsfonds schneller. Das nächste Projekt ist die Erneuerung der Heizung.» Das Treppenhaus ist etwas in die Jahre gekommen. Es verfügt zwar über einen Aufzug, der allerdings nur in einer Zwischenetage hält; der Umbau dieses Gebäudeteils käme unverhältnismässig teuer. Doch die Eigentümergemeinschaft sei sich einig: «Bei einer Gehbehinderung einer Person wäre es kein Problem, nachträglich und rasch einen Treppenlift zu installieren.»