Wenn der Untergrund ins Labor wandert

Es wird fleissig gebaggert auf dem Aebi-Areal in Burgdorf. Und dies, obwohl die Rückbauarbeiten bereits abgeschlossen sind. Grund dafür ist die derzeit laufende Altlastensanierung. Bauleiter Sandro Käppeli erklärt diesen nicht alltäglichen Bauvorgang.

Sandro Käppeli, Sie begleiten die Altlastensanierung auf dem Aebi-Areal eng. Was versteht man darunter eigentlich?

Bei einer Altlastensanierung handelt es sich um die Entfernung von schadstoffbelastetem Erdmaterial. Die Schadstoffe stammen entweder aus einer früheren industriellen Nutzung des Areals oder befinden sich in künstlichen Auffüllungen, die zur Anpassung des Terrains damals zugeführt wurden. Hier in Burgdorf bezieht sich dieser Zeitraum auf die letzten rund 150 Jahre.

 

Wie läuft eine Altlastensanierung ab?

Sie erfolgt in mehreren Phasen, die erste beginnt noch vor dem Rückbau. Mit einer sogenannten historischen Untersuchung wird abgeklärt, wo auf dem Areal früher welche Tätigkeiten ausgeübt wurden und ob dadurch der Untergrund mit Schadstoffen belastet sein könnte. Ergibt sich daraus der Verdacht einer Belastung, werden im Labor Materialproben auf die vermuteten Substanzen untersucht. Das Resultat liefert wichtige Aufschlüsse über vorkommende Belastungen, deren Menge und Verbreitung.

 

Und dann?

Wurden während des Rückbaus die Bodenplatten entfernt, beginnt Phase zwei. Der Untergrund wird aufgrund von Gerüchen und optischen Indikatoren weiter untersucht. In potenziell schadstoffhaltigen Bereichen werden zusätzliche Materialproben à zwei bis fünf Kilogramm entnommen und im Labor analysiert. Basierend auf dem Resultat wird das Material klassifiziert und der fachgerechte Entsorgungs- bzw. Wiederverwertungsweg festgelegt. Danach erfolgt in Phase drei die Freigabe für den Abtransport der angemeldeten Menge in die zuvor definierte Abnahmestelle.

 

Was heisst das konkret?

Übergeordnetes Ziel ist es, so viel Material wie möglich wiederverwerten zu können. Ein Teil des Materials wird in einer sogenannten Bodenwaschanlage gewaschen, aufbereitet und wiederverwendet. Ein anderer Teil kommt ins Zementwerk, wo er für die Zementproduktion wiederverwertet werden kann. Lediglich eine sehr kleine Menge, die in den kantonalen Bestimmungen genau reglementiert ist, landet schliesslich auf der Enddeponie. Darunter zählt beispielsweise Bauschutt wie Backsteine, durchsetzt mit anderem Fremdmaterial, welche durch frühere Bauten ins Erdreich gelangte.

Übergeordnetes Ziel ist es, so viel Material wie möglich wiederverwerten zu können.

Sandro Käppeli, Bauleiter

Warum führt die Alfred Müller AG hier auf freiwilliger Basis eine Altlastensanierung durch?

Wir verfolgen den Grundsatz, keine belasteten Grundstücke in unserem Portfolio zu haben. Das Grundstück soll nach Abschluss der Arbeiten aus dem Kataster der belasteten Standorte ausgetragen werden können. Neben den ökologischen Vorteilen führt dieser Vorgang auch zu einer grösseren Planungssicherheit.