Schonender Umgang mit den Ressourcen

Rund 45 Prozent der Lebenszyklus­kosten eines Gebäudes – die Bilanz von der Erstellung bis zum Rückbau – ent­fallen auf die Energie. Die Optimierung des Verbrauchs lohnt sich für die Umwelt und das Portemonnaie. Christoph Müller und Christoph Glockengiesser zeigen, wie Nachhaltigkeit bei der Alfred Müller AG umgesetzt wird und welche Rolle das Energiemonitoring dabei spielt.

Hat ein Umdenken bezüglich Ressourcen beim Bau von Wohnungen und Geschäftsflächen stattgefunden?

Christoph Müller: Ja, der schonende Umgang mit Ressourcen ist ein Thema, und es ist unser Bestreben, dass unsere Gebäude möglichst wenig Energie verbrauchen und nur geringe Emissionen verursachen. Bei jedem unserer Bauvorhaben klären wir heute die Frage nach der besten und nachhaltigsten Energieversorgung. Dabei gibt es verschiedene weitere Punkte, die wir mitberücksichtigen müssen, beispielsweise die Vorgaben des Gesetzgebers.

Entspricht der schonende Umgang mit Ressourcen einem Kundenbedürfnis? Sind Mieter und Käufer sensibler geworden in Bezug auf Energieeffizienz?

Christoph Müller: Wir stellen schon fest, dass die Leute umweltbewusster sind. Nied­riger Energieverbrauch und tiefe Emissionen sind ein willkommenes Plus, aber nicht das erste Kriterium für unsere Kundinnen und Kunden. Die Lage, der Grundriss und der Preis stehen nach wie vor im Vordergrund.

Wie beeinflussen Nachhaltigkeitsüberlegungen das Bauen? Gibt es Materialien oder Systeme, die nicht mehr eingesetzt werden?

Christoph Glockengiesser: Wir befinden uns mitten in einer Transformationsphase. Bei Neubauten wird heute auf Nachtspeicher, Öl- oder Gasheizungen verzichtet. Es hat sich viel verändert in der Baubranche, und es gibt in
allen Bereichen ressourcenschonende Lösungen. In unserem Geschäftshaus Quadrolith in Baar haben wir beispielsweise eine Hybrid­anlage mit Energiepfählen installiert, mit der man erneuerbar heizen oder kühlen kann.

Christoph Müller: Bei einem Bau spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle. Bei den Materialien muss nicht nur die Energie betrachtet werden, die für die Produktion eines Bauteils oder Werkstoffs aufgewendet wird. Wichtig ist der gesamte Lebenszyklus. Fassaden beispielsweise sollen gut dämmen, aber auch langlebig sein. Brauchen sie wenig Unterhalt, ist das positiv für die Gesamtenergiebilanz. Unter diesem Gesichtspunkt haben verschiedene Materialien ihre Berechtigung.

«Energieeffizienz wird im Sommer nicht erschwitzt und im Winter nicht erfroren.»

Christoph Glockengiesser, Energie- und Nachhaltigkeitsbeauftragter Portfolio

Was braucht es, damit ein Gebäude energieeffizient wird? Hat die Architektur darauf einen Einfluss?

Christoph Müller: Ja, aber das Gebäude muss auch den Kundenwünschen und Bedürfnissen entsprechen. Ein Geschäftshaus mit einer sehr guten Dämmung, aber nur sehr kleinen Fenstern wird auf wenig Interesse stossen. Es gilt die Balance zu finden zwischen «ästhetisch, modern» auf der einen und «energieeffizient» auf der anderen Seite.

Christoph Glockengiesser: Gelungene Architektur berücksichtigt immer mehrere Faktoren, zum Beispiel wie das Gebäude auf der Parzelle liegt oder wie die Verkehrsanbindung ist. Bezüglich Energie stellen sich zusätzliche Fragen: Wie ist die Fassade gegen Süden ausgerichtet und gestaltet? Gibt es Bauelemente, die im Sommer die Sonneneinstrahlung ins Gebäude möglichst minimieren und es gleichzeitig offen und transparent wirken lassen? Kann im Winter die Sonne ins Gebäude dringen, damit weniger Kunstlicht benötigt wird und die solare Wärme genutzt werden kann?

Wichtig für die Umsetzung der Nachhal­tigkeit bei der Alfred Müller AG ist das Energiemonitoring: Sie überwachen
und optimieren damit den Energie­verbrauch von Geschäftshäusern. Wie funk­tioniert das?

Christoph Müller: Wir statten alle Ge­bäude im Portfolio und auf Wunsch auch für Dritte mit Zählern für Wasser, Gas, Wärme, Fern­wärme und Elektrizität aus. Die Verbrauchswerte werden im 15-Minuten-Rhythmus erfasst. Für die Verbrauchsoptimierung ist es wichtig, dass die Daten ausgewertet werden, dass man die Lehren daraus zieht und Massnahmen ergreift.

Christoph Müller (rechts) Präsident des Verwaltungsrates

Christoph Glockengiesser: Ein energie­effizientes Gebäude stellt so viel Energie zur Verfügung, wie die Benutzer brauchen, um sich wohlzufühlen. Das bedeutet beispielsweise, dass bei Arbeitsbeginn am Montagmorgen früh angenehme Temperaturen herrschen. Das sollte so bleiben bis am Abend. Die Heizung kann sich aber durchaus schon um 16 Uhr abschalten, wenn das Gebäude entsprechend gedämmt ist. Die Lüftung kann ihren Betrieb ebenfalls herunterfahren, wenn sich über Mittag oder ab 17 Uhr weniger Personen im Gebäude aufhalten und es für sie nur noch wenig Luftwechsel braucht. Das Gebäude muss also auf sehr unterschiedliche Zustände bedarfsgerecht reagieren. Um eine möglichst hohe Energieeffizienz zu erreichen, müssen die Systeme im Gebäude gut eingeregelt sein und die Wirksamkeit der Anlagen kontinuierlich überwacht werden.

Was sind Kennzahlen, die für die Optimierung in Betracht gezogen werden?

Christoph Glockengiesser: Beim Energiemonitoring ist der spezifische Energieverbrauch ein wichtiger Gradmesser, also die Energie, die pro Quadratmeter verbraucht wird. Durch diese Kennzahl lassen sich Gebäude gleicher oder ähnlicher Nutzung untereinander vergleichen. Im Neubau lässt sich aber auch überprüfen, ob der Verbrauch bzw. die Effizienz einer Anlage im Betrieb tatsächlich den Planvorgaben entspricht. Falls nicht, sind allenfalls Nachbesserungen bis zur Zielerreichung erforderlich.

«Bei jedem unserer Bauvor­haben klären wir heute die Frage nach der besten und nachhaltigsten Energie­versorgung.»

Christoph Müller, Präsident des Verwaltungsrates

Hat das Energiemonitoring auch einen positiven Effekt in Bezug auf die CO2-Reduktion?

Christoph Müller: Das hat es. Das Monitoring dient zwar in erster Linie der Optimierung des gesamten Systems und der Reduktion des Verbrauchs. Sinkt der Verbrauch, resultieren als positive Effekte tiefere Nebenkosten und ein geringerer CO2-Ausstoss.

Wie sieht Ihr optimales Haus in Bezug auf Energieverbrauch aus?

Christoph Müller: Ich würde es umdrehen. Wir bauen Gebäude, die möglichst optimal ganz verschiedenen Bedürfnissen entsprechen, zum Standort passen, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen, hohe Arbeits- und Wohnqualität bieten – und optimieren auch den Verbrauch. Räume voller Leben entstehen durch die Optimierung möglichst vieler Fak­toren.

Christoph Glockengiesser: Für mich wird das optimale Haus mit einem Minimum an Ressourcen erstellt und betrieben. Zukünftig werden die Gebäude sogar mehr Energie produzieren, als sie brauchen. Zudem bietet ein solches Haus durch das Jahr hindurch ein Innenklima, in dem man sich wohlfühlt. Energieeffizienz wird im Sommer nicht erschwitzt und im Winter nicht erfroren. Energieeffizient heisst, dass genau die erforderliche Menge Energie zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung steht.

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