Markengeschichten im Raum erzählen

Marken sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtige Sinnstifter und Orientierungshilfen. In der Arbeitswelt sind sie auch einer der Treiber für in­dividuelle Gestaltung der Arbeits- und Geschäftsräume: Aus mehr oder weniger uniformen Bürolandschaften werden zunehmend eigenständige Markenkontakt­punkte.

Sage mir, für welche Marken du dich entscheidest – und ich sage dir, wer du bist. Marken sind ein wesentliches Element der Individualität. Die persönliche Auswahl aus dem immer üppigeren und unüberschaubareren Angebot an Produkten und Dienstleistungen bestimmt die Einzigartigkeit des Individuums. Wer beispielsweise Apple-Produkte nutzt, einen Tesla fährt und Kleidung von Hugo Boss trägt, hinterlässt ein individuelles Profil. Jede Marke steht nicht nur für ein Produkt, sondern für eine Emotion und zunehmend auch für eine Haltung.

Bei Firmen sind es die spezifischen, unverwechselbaren Eigenschaften, die den Unterschied zu anderen ausmachen. Die Wesensart, die Identität zeigt sich im Markencharakter und bestimmt die Einzigartigkeit eines Unternehmens wesentlich.

Marke im Raum erlebbar machen

Im Erdgeschoss der im vergangenen Herbst fertiggestellten zweiten Etappe des Quadroliths öffnet sich mit der Eingangstüre zur Firma Unibarge auch eine eigene Welt: An der stilvoll verkleideten Wand prangt das Unternehmenslogo mit dem unverkennbaren Schiff in Fahrt. Die Farben und Materialien der Einrichtung sind geschmackvoll aufeinander abgestimmt. Das Logo, die Lampen und die verarbeiteten Materialien mit hohem Holzanteil weisen die Richtung, und unwill­kürlich wähnt man sich auf einem Schiff auf dem See. Das passt: Unibarge ist ein führendes niederländisches Unternehmen in der Binnenschifffahrt. Die Einrichtung der neuen Niederlassung in Baar ist ein exaktes Abbild des Hauptsitzes in Rotterdam und repräsentiert die Marke auf eindrückliche Art und Weise. Die im Corporate Design gestaltete Bürolandschaft ist ein wichtiger Markenkontaktpunkt, der die Marke auch im Raum erlebbar macht.

«Marke ist das, was andere über dich sagen, wenn du den Raum verlassen hast», lautet sinngemäss ein Zitat von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Dieser Gedanke lässt sich weiterspinnen: «Marke ist auch das, was andere über das Unternehmen denken, wenn sie den Raum verlassen haben.»

Architektur als Teil der Marken­identität

Corporate Architecture gehört zum Corporate Design und hat zum Ziel, die Marke auch in der Architektur zu vermitteln. Ein berühmtes Beispiel ist der BMW-Vierzylinder in München, Firmensitz des bayrischen Unternehmens. Corporate Architecture für ganze Gebäude ist bislang für mittlere und kleine Firmen kaum ein Thema. Sie bestimmt aber zunehmend die individuelle Gestaltung von Büro- und Arbeitsräumen, dies zeigen diverse Beispiele. Uniforme Büroeinrichtungen ab Stange gehören immer mehr der Vergangenheit an. Individuelle Einrichtungen unter Gesichtspunkten der Corporate Architecture liegen im Trend: Ganz in der Nähe von Unibarge, ebenfalls im neuen Quadrolith in Baar, ist die Firma Lotus Bakeries ansässig. Weltbekannt sind die Lotus Biscoff, karamellisierte Biskuits aus ausschliesslich natürlichen Zutaten. Erfunden hat sie bereits 1932 der belgische Bäcker Jan Boone. In den 1950er-Jahren hatte er die Idee, die Biskuits einzeln zu verpacken. Cafés und Restaurants kauften diese Gebäcke in grossen Mengen ein, um sie zu einer Tasse Kaffee zu servieren. Mit grossem Erfolg, der bis heute anhält. Die Markengeschichte, die die Räume von Lotus Bakeries in Baar erzählen, vermittelt positive Emotionen. Die Einrichtung erinnert an eine gemütliche Cafeteria mit einer zentralen Kaffeetheke. Die Räume, das Mobiliar und weitere Gestaltungselemente sind in den Firmen- und Produktfarben gehalten. Nur zu gerne taucht man ein in diese einladende Lotus-Welt und nimmt dieses Markenerlebnis im Raum als schöne, bleibende Erinnerung mit nach Hause.

Branding gegen aussen und innen

Corporate Architecture wirkt nicht nur gegen aussen, sondern auch gegen innen. Arbeitsräume, in denen sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, mit Begegnungs- und Rückzugszonen sowie Verpflegungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, sind in der modernen Geschäftswelt ein wichtiges Thema. Wie gut man sich an seinem Arbeitsplatz fühlt, wie gerne man zur Arbeit kommt, wie einfach der Austausch untereinander funktioniert, all das ist entscheidend für das Employer Branding und für den langfristigen Firmenerfolg. Glückliche Mitarbeitende bringen gute Leistungen – und wer gerne zur Arbeit kommt, wird auch nicht so schnell abgeworben. Diese Seite der Corporate Architecture gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das fängt bei der Rekrutierung an: Kandidatinnen und Kandidaten fühlen sich in lebendig und freundlich gestalteten Räumen willkommen und erhalten beim Bewerbungsgespräch einen ersten guten Eindruck der Marke und der Firmenkultur.

Individualität und Flexibilität sind zentral

Worauf legen Mieterinnen und Mieter von Geschäftsflächen heute Wert?
Frank Heim: Ein wichtiger Faktor ist Flexibilität. Arbeitsräume müssen individuell gestaltet werden können. Sowohl die Unternehmen als auch das Umfeld verändern sich schnell. Anpassungen in der Organisa­tion müssen in den Räumlichkeiten abgebildet werden. Teams, die neu zusammengestellt werden, rücken räumlich zusammen. Neue Produkte und Dienst­leistungen erfordern oft Anpassungen bei den Arbeitsplätzen.

Mit der Covid-Pandemie ist Home­office zur Normalität geworden. Das hat Auswirkungen. Büros und Arbeits­räume von Firmen werden nicht verschwinden. Sie wandeln sich aber und werden verstärkt zum Ort, wo der direkte Austausch und die direkte Kommunikation stattfinden.

Welche Tendenzen gibt es generell in der Arbeitswelt bezüglich Gestaltung der Büroräumlichkeiten?
Das Bedürfnis nach Zusammenarbeit und persönlichem Austausch bestimmt die Gestaltung wesentlich. Im Trend sind Grossraumbüros mit flexiblen Arbeits­­plätzen. Wichtig sind aber auch Sitzungszimmer in verschiedenen Grössen, Rückzugsorte wie kleinere Einzelräume oder Telefonboxen, wo es sich ungestört arbeiten lässt, und natürlich Begegnungsorte wie Cafeterias. Ein Thema ist auch, dass die Arbeits­räume das Unternehmen repräsentieren und das Markenerlebnis fortführen.

Wie erleben Sie Kunden und ihre Anforderungen? Wie reagieren Sie darauf?
Die individuelle Gestaltung der Arbeitsflächen setzt individuelle Beratung und Betreuung unsererseits voraus. Wir suchen mit unseren Kundinnen und Kunden gemeinsam die bestmöglichen Lösungen.

Wie wichtig ist der Wohlfühlfaktor?
Sich wohlfühlen ist eine zentrale Voraussetzung für gute Leistung und die Bindung an das Unternehmen. Im Home­office verschmelzen Arbeits- und Lebenswelt. Diese Tendenz spiegelt sich auch in den Bürowelten mit Cafeterias, Rückzugsräumen, Gemeinschaftsräumen und vielem mehr wider.

Zieht eine individuelle Gestaltung der Arbeits­räume hohe Investitionen nach sich?
Nicht unbedingt, es gibt Abstufungen. Farbliche Akzente in den Firmenfarben, das Firmenlogo, schöne Bilder und Ähnliches können schon sehr viel ausmachen. Diese Investition lohnt sich: Die Büro- und Geschäftsräume sind eine Visitenkarte gegen innen und aussen.

«Die Büro- und Geschäfts­räume sind eine Visitenkarte gegen aussen und innen.»

Frank Heim

Wie bietet die Alfred Müller AG Hand bei der individuellen Ausgestaltung der Büroräumlichkeiten?
Unsere langjährige Erfahrung und unser grosses Portfolio an Arbeits- und Geschäftsräumen sind eine gute Basis, um unsere Kundinnen und Kunden bei der individuellen Ausgestaltung zu unterstützen. Wir verfügen über ein breites Netzwerk mit Spezialisten, beispielsweise Innenarchitekten, die wir beiziehen können.

Heben Sie auch einmal den Warnfinger bei individuellen Ausbau­wünschen?
Das kommt sehr selten vor. Zu einem partnerschaftlichen Umgang mit unseren Kundinnen und Kunden gehört dazu, dass wir die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösungen aufzeigen. Wer einen ausgeprägt individuellen Ausbau wünscht, sollte sich bewusst sein, dass das in der Regel zu Mehrkosten führt und nach Mietende einen kompletten Rückbau nötig macht. Es stellt sich auch die Frage, ob die sehr individuelle Gestaltung auch nach zehn Jahren noch gefällt.