Eine Arbeitsstelle fürs Leben

Ihr Arbeitsort liegt umgeben von wunderschöner Natur in den altehrwürdigen Mauern des Klosters Menzingen. Cornelia Keller, Bereichsleiterin Infrastruktur, stellt seit vier Jahren die Schnittstelle zwischen dem weltlichen Geschehen und dem geistlichen Leben der Schwestern vom Heiligen Kreuz in einem vierköpfigen weltlichen Gremium sicher. Seit zwei Jahren bestimmen die Er­neue­rungs­arbeiten der Klosteranlage unter der Bau­lei­tung der Alfred Müller AG ihren Arbeitsalltag.

Am Morgen ist sie jeweils die Erste im Haus. Cornelia Keller mag die frühen Morgen­stunden. Das ist die Zeit, in der sie Ruhe hat, wo sie Bestellungen auslösen und Mails beantworten kann, bevor es mit Sitzungen losgeht. Seit die grund­legenden Erneuerungs­arbeiten der Kloster­anlagen vor zwei Jahren begannen, gleicht ihr Alltag einer einzigen Feuer­wehr­übung. Dennoch liebt die sympa­thische Allrounderin ihre Arbeit: «Es ist ein Job fürs Leben. So einen gibt es kein zweites Mal in der Schweiz», schwärmt sie. Sie führt rund 90 Mitarbeitende und ist für die drei Häuser der Klosteranlage zuständig: das Mutterhaus, das Pflegeheim St. Franziskus und das Altersheim Maria vom Berg. Mit weiteren Liegen­schaften ist die fran­ziskanische Gemeinschaft ein wichtiger Arbeitgeber und Treiber der Wirtschaft in Menzingen.

Ein visionäres Bauvorhaben

Zu gross ist das Kloster für die Gemeinschaft geworden, die sich in den kommenden Jahrzehnten zu einer Klein­gemein­schaft wandeln wird. Voraus­schauend haben sich die Schwestern vom Heiligen Kreuz vor Jahren über die Zukunft des Klosters Gedanken gemacht. Beraten von den Spezialisten der Alfred Müller AG, haben sie sich für eine grundlegende Erneuerung und Öffnung entschieden. Der Westtrakt wurde renoviert und umfasst neu Wohn- und Arbeitsräume. In der Kirche und an der Kuppel wurden Sanierungen durchgeführt. Doch das ist erst der Anfang: Die ganze Anlage soll umgebaut werden. Im südlichen Teil sind Miet­wohnungen geplant, im östlichen werden Räume für Gewerbe und Dienst­leistungen entstehen. Die Schwestern wollen der Nachwelt eine gute Lösung hinterlassen. «Sie sind sehr weltoffene und innovative Frauen und haben schon immer in die Zukunft gedacht», bestätigt Cornelia Keller. Die Projekt­entwicklung und die Bauleitung verantwortet die Alfred Müller AG. Eng ist auch die Zusammen­arbeit mit der kantonalen Denkmal­pflege, denn die Klosteranlage gilt als schützenswert.

Die prachtvolle neue Kirche erfreut die Schwestern jeden Tag.
Foto: Selina Meier

Ein Leben in Ruhe

Nach Ostern sind die Schwestern, die noch spezielle Aufgaben betreuen und eine Arbeit übernehmen können, umgezogen. Insgesamt 131 leben aktuell auf dem Platz Menzingen. Zu den besten Zeiten waren es über 500. Damals, als der Orden nach seiner Gründung im Jahr 1844 den Frauen zu einer Ausbildung verhalf und die Schwestern von Anfragen regelrecht überrollt wurden. Die jüngste Schwester ist 54 Jahre alt, die älteste 103. Ein stolzes Alter, das die Frage aufwirft, ob es dem Leben innerhalb der Klostermauern zu verdanken sei. «Der Alltag der Schwestern ist nicht mit dem weltlichen Leben vergleichbar. Sie kennen den Stress der Doppelbelastung nicht. Sie haben zwar die gleichen Sorgen wie wir, aber körperlich sind sie nicht denselben Stressoren ausgesetzt», erklärt Cornelia Keller. Jede Schwester hat eine Aufgabe und klare Ruhezeiten, Exerzitien spielen eine grosse Rolle im Leben der Schwestern. Die Tage sind getaktet, der Lebensraum aufs Wesentliche beschränkt: Morgenmeditation und -gebet, Mittagsruhe, Vesper. «Ab 7 Uhr abends glaubt man nicht mehr, dass noch jemand im Haus ist. Dann kehrt Ruhe ein, die Schwestern gehen dem nach, was ihnen wichtig ist», ergänzt Cornelia Keller. Im Dorf trifft man die Schwestern oft an, nicht alle in Ordenskleidung, sondern auch einige in Zivil. Nur ein kleines Silberkreuz zeugt von ihrer Zugehörigkeit zum Orden.

«Die Schwestern sind sehr weltoffene und innovative Frauen und haben schon immer in die Zukunft gedacht.»

Eine Zeit des Loslassens

Nach Beendigung der Bauarbeiten ist die Provinzleitung in den Westtrakt direkt neben der Kirche und dem Grab der Gründerin, Mutter Bernarda, gezogen. Sie besteht aus der Provinzoberin Schwester Antoinette Hauser sowie den drei Rätinnen, die ihr zur Seite stehen. Alle Wohn-, Gebets-, Aufenthalts- und Nebenräume der Schwestern sowie die Büros der Verwaltung, Sitzungs- und Seminarräume finden im Westtrakt Platz. Die Schwestern haben sich darauf gefreut, denn die Räume sind tatsächlich wunderschön – hell und modern. Dennoch war der Schritt mit viel Wehmut verbunden. Die restlichen Schwestern sind in andere Häuser der Klostergemeinschaft gezogen. Nur knapp einen Drittel an Möblierungen konnten sie mitnehmen. Sie mussten loslassen und darauf vertrauen, dass ihre geliebten Objekte an einen guten Ort kommen. Zum Beispiel eine Monstranz, ein kostbar verziertes Behältnis für die Altarssakramente, welche sich auf die Reise in die Slowakei zum Erzbischof machte. Cornelia Keller ist ein zentrales Bindeglied zwischen den Schwestern und der Bauleitung. Während der Phase des Umzugs hat sie mit jeder Schwester ein Einzelgespräch geführt, um heraus­zufinden, wie sie ihr Zimmer einrichten möchte, was ihr wichtig ist. «Die Schwestern entscheiden mit, es ist ihr Zuhause. Sie sind meine Arbeitgeberinnen. Nichtsdestotrotz bin ich auch für die Sicherheit zuständig und kann manchmal nicht jedem Wunsch nachkommen», erklärt sie ihre schwierige Aufgabe.

Die neuen Zimmer der Schwestern sind schlicht gehalten und modern.
Foto: Selina Meier

Herausforderungen und schöne Überraschungen

Thomas Odermatt, der Geschäftsführer des Klosters Menzingen, und Cornelia Keller haben nach den Bedürfnissen der Schwestern gehandelt, so gut sie konnten. Nicht immer eine einfache Aufgabe, denn die Denkmalpflege hat die Bauarbeiten mit Auflagen erschwert. Der Westtrakt wurde bis auf das Dachgeschoss komplett ausgehöhlt, das ganze Tragwerk wurde ersetzt. Als Tragkonstruktion dienen neue Holzbalken. Diese ins bestehende Mauerwerk einzubauen, war eine ziemliche Herausforderung. «Was, wenn es einmal brennen sollte? Wir hatten keine Brandmelder. Das waren schwierige Arbeiten. Die Experten der Alfred Müller AG haben das ausgezeichnet gemeistert und einen Topjob gemacht», erinnert sich Cornelia Keller und ergänzt: «Mit Unterstützung der Architekten und vor allem der drei Baufachleute haben wir immer gute Lösungen gefunden. Die Chemie hat gestimmt, und ich war sehr froh, dass sie vor Ort waren. Ohne sie wäre alles noch schwieriger geworden», lobt Cornelia Keller die Mitarbeitenden des Generalunternehmens, die fast schon ein bisschen zur «Familie» gehörten. Eine Verbundenheit, die fehlen wird.

«Mit Unterstützung der Architekten und der drei Bau­fach­leute haben wir immer gute Lösungen gefunden.»

Immer wieder gab es auch schöne Überraschungen während der Bauarbeiten. Zum Beispiel die Kassettendecke aus bemalten Schieferplatten, die freigelegt und restauriert wurde. Cornelia Keller ist begeistert: «In der ursprünglichen Kapelle hatten wir eine dunkle Kassetten-Holz­decke. Nicht wirklich schön anzusehen. Nach der Öffnung der Decke kam eine wunderschöne Decke zum Vorschein, grosse Platten bemalt mit einer Art Margeriten. Traumhaft!» Nun ziert die ursprüngliche bemalte Kassettendecke den Kirchenvorraum und die Kapelle im EG. Cornelia Keller ist begeistert vom Resultat der Arbeiten. Erst recht, weil sie alle Überlegungen dahinter kennt. Wunderschön findet sie den Raum der Stille. Aber auch das Treppenhaus mit dem neuen Glaslift, wo Alt auf Modern trifft. Die Schwestern haben unglaublich Freude an der Kirche und dass sie die Orgel wiederhaben. An vieles müssen sie sich aber noch gewöhnen.

Mit dem neuen Glaslift im Treppenhaus trifft Modernes auf Historisches.
Foto: Alfons Gut

Zeit für Besinnung

Cornelia Keller hat alles, was sie kann, von der Pike auf gelernt. Und das ist viel. Die gelernte Köchin mit Erfahrung in der Hotellerie hat nach einer Weiterbildung im Bereich Facility Management in einem berufsbegleitenden Studium in Bern eine Stelle als Geschäfts­leitungs­mitglied in einem Langzeitheim im Luzerner Seetal übernommen und so den Baubereich kennengelernt. Ihr breit abgestütztes Wissen und ihr vernetztes Denken kommen ihr jetzt zugute. Aber wahrscheinlich sind es die menschlichen Qualitäten, die ihr den Balanceakt zwischen Weltlichem und Geistlichem so gut gelingen lassen. Nach der intensiven Bauzeit freut sie sich auf Ferien und Rückzug. Zuvor will sie aber mit ihren Mitarbeitenden für die Schwestern noch einen lauschigen Sitzplatz mit alten Säulen bauen. Ihren Arbeitgeberinnen, die die Natur und Blumen so sehr lieben. Und dann freut sie sich auf Ruhe. Für sich und die Schwestern. Damit die Atmosphäre im Kloster endlich wieder ist, wie sie sein sollte: andächtig und still.

Der frisch renovierte Saal ist bereit für das neue Ordensmuseum.
Foto: Selina Meier

Eine komplexe Gebäudeerneuerung

Was ist das Interessante daran, ein aussergewöhnliches Gebäude wie das Kloster Menzingen zu renovieren?

Das Interessante ist die Komplexität, die dieses Projekt mit sich bringt. Die Arbeiten finden beispielsweise
im Umfeld eines laufenden Klosterbetriebs statt, den es zu berücksichtigen gilt. Das ist nicht alltäglich
und daher auch sehr reizvoll. Hinzu kommen die Vorgaben der Denkmalpflege, die wir einzuhalten haben.

Was zeichnet die Alfred Müller AG aus, um einen solchen Auftrag ausführen zu können?

Wir waren schon immer in der Gebäudeerneuerung tätig und haben vor rund 25 Jahren für diesen Bereich eine eigene Abteilung geschaffen. In dieser Zeit konnten wir uns viel Wissen zu den Themen Sanierung und Werterhaltung von Gebäuden aneignen. Dadurch ist die Alfred Müller AG in der Lage, Aufträge in einem komplexen Umfeld auszuführen. Ich denke da beispielsweise an die Umbauten diverser Bankfilialen.

Inwiefern unterscheidet sich dieser Auftrag von anderen?

Grundsätzlich ist jeder Auftrag einzigartig. Sei es das Projekt an sich oder die damit verbundenen Menschen, welche uns begleiten. Das Spezielle bei dieser Aufgabe war, dass wir das Gebäude von innen heraus komplett neu gebaut haben. Von der ursprüng­lichen Bausubstanz sind nur noch die Aussenwände und das Dach übrig, innen ist alles bis auf die Tragkonstruktion der Aussenwände neu. Sie können sich vor­stellen, dass dieses Vorgehen hohe Anforderungen an die Statik des Gebäudes stellte.

Wie stehen Sie persönlich dazu, dass die Alfred Müller AG ein Kloster renoviert?

Ich finde diesen Auftrag eine tolle Sache, insbeson­dere auch für unsere Mitarbeitenden. Sowohl in der Planung als auch in der Realisation sind sie mit sehr interessanten Aufgaben betraut, die das Salz in der Suppe sind. Vor dem Kloster traf ich schon auf Angestellte, die ihrem Umfeld stolz die Resultate unserer Arbeiten gezeigt haben. Das war für mich natürlich schön zu sehen und zeigt, dass es sich um ein ausser­gewöhn­liches Projekt handelt.

Interview Kevin Blättler
Foto Martin Rütschi