Erfolg zu haben, ist eine dauernde Herausforderung

Christoph Müller ist mit dem Bauen auf­gewachsen. Obwohl seine ­Eltern ihn geprägt haben und sein Vater ihm unternehme­risches Denken und Handeln vorgelebt hat, war es ihm immer wichtig, den eigenen Weg zu gehen.

Bauen war ein dauernd präsentes Thema in der Familie Müller. Schon als kleiner Bub haben Christoph Müller und seine Geschwister ihren Vater auf Baustellen begleitet, und auch am Mittagstisch haben sie viel von seiner Arbeit mitbekommen. Zwar haben Alfred und Annaliese Müller ihre Kinder nicht in die Unternehmerrolle gedrängt. Aber sie lebten unternehmerisches Denken und Handeln vor und gaben den Kindern den nötigen Freiraum, der diese Fähigkeiten fördert. «Als Primarschüler durfte ich am Rand unseres Gartens ein Holzhaus bauen, welches mit Fenstern ausgestattet war und über Strom für Licht verfügte», erzählt Christoph Müller. Auch einen Badeteich mit Frischwasserzufuhr aus dem nahen Bach und ein Biotop durfte er ausheben. Im Biotop siedelte Christoph Müller Frösche an, welche er in einem Tümpel auf einer Baustelle des Vaters gefangen hatte.

«Die vielen Baustellentafeln beeindruckten mich»

«Baustellen haben mich schon immer fasziniert», blickt der heutige Verwaltungsratspräsident der Alfred Müller AG zurück. «Ich war beeindruckt von den Dimensionen und beobachtete gerne die fast täglich sichtbaren Veränderungen.» Als Kind imponierten ihm die vielen Baustellentafeln der Alfred Müller AG. «Die Schilder mit dem Familiennamen haben mich beeindruckt, und heute faszinieren sie auch meine Kinder», sagt er. Als Jugendlicher realisierte er bewusster den Erfolg, aber auch die Sorgen des Vaters. «Ich erinnere mich gut, als Vater mir sagte, dass wir bald kein Bauland mehr im Kanton Zug hätten. Damals war es äusserst schwierig, Bauland zu erwerben. Dies machte meinem Vater, der sich für seine Mitarbeitenden verantwortlich fühlte, grosse Sorgen.»

Die Schilder mit dem Familiennamen haben mich beeindruckt, und heute faszinieren sie auch meine Kinder.

Bauhandwerk als berufliche Basis

Als es um die Berufswahl ging, entschied sich Christoph Müller dafür, ein Bauhandwerk zu erlernen und eine Lehre als Zimmermann zu absolvieren. «Das war spannend und lehrreich, zeitweise aber auch hart. Wir Lernenden wurden von unserem Lehrmeister stark gefördert und gefordert.» So durften die Lernenden die Balken für ganze Dachstühle selber zimmern und auf der Baustelle aufrichten, was Genauigkeit und handwerkliches Geschick erforderte. Obwohl Sohn eines bekannten Immobilienunternehmers, sei er nicht bevorzugt behandelt worden, erzählt Christoph Müller mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Der Zusammenhalt unter den Lernenden sei stark gewesen – bis heute treffe man sich an besonderen Anlässen wie zum Beispiel Hochzeiten, erzählt Christoph Müller.

Der erfolgreiche Lehrabschluss motivierte den jungen Berufsmann, eine zweite Lehre als Hochbauzeichner anzuhängen. «Es war ein mutiger Entscheid, nochmals mit jüngeren Schulabgängern eine Lehre zu absolvieren.» Es habe sich aber gelohnt, findet er, denn er habe sich wertvolles neues Wissen aneignen können.

«Meine Eltern haben mich nie gedrängt»

Seine Berufsausbildung wies auf einen späteren Einstieg in die väterliche Firma hin. Darauf festlegen wollte sich Christoph Müller aber nicht zu früh. «Ich ging immer Schritt für Schritt voran. Meine Eltern liessen mir diese Freiheit und drängten mich nicht.» Nach dem Abschluss der Hochbauzeichner-Lehre und längeren Sprachaufenthalten in Grossbritannien und den USA suchte Christoph Müller eine Stelle als Bauleiter. Er gab ein anonymes Chiffre-Inserat auf, «weil ich wollte, dass meine Fähigkeiten im Vordergrund standen und nicht mein Name und die Firma des Vaters.» Er erhielt eine Stelle bei der Cerutti Partner Architekten AG, einem Unternehmen, mit dem er heute eng zusammenarbeitet.

Ich ging immer Schritt für Schritt voran. Meine Eltern liessen mir diese Freiheit und drängten mich nicht.

Einstieg in die Firma während der Immobilienkrise

Die Stelle erwies sich als Glückstreffer: Christoph Müller konnte breit gefächerte Erfahrungen sammeln und neben seinen Aufgaben als Bau- und später als Projektleiter teilweise auch Objekte kalkulieren und vermarkten. «So bekam ich einen Einblick in den ganzen Prozess bis zur Übergabe eines Objekts, durfte Verantwortung tragen und selbständig Entscheide fällen. Das war sehr wertvoll für mich. Ich schätzte die Zusammenarbeit mit Urs Meyer und das Vertrauen, das Ettore Cerutti mir schenkte, sehr.» Am Abendtechnikum in Luzern absolvierte Christoph Müller in dieser Zeit die Bauleiterausbildung und später auch betriebswirtschaftliche und kaufmännische Weiterbildungen.

Nach vier Jahren bei Cerutti Partner Architekten zog es Christoph Müller wieder ins Ausland, zuerst nach Australien und dann nach Frankreich. «Nach einem Sprachaufenthalt wollte ich in Frankreich bei ­einem grossen Totalunternehmen arbeiten. Es kam aber nicht dazu, weil mich mein Vater fragte, ob ich schon etwas früher als geplant in die Firma einsteigen ­wolle.» Damals, 1997, befand sich der Immobilienmarkt in der Schweiz in einer schweren Krise. Die Nachfrage nach Wohneigentum war aufgrund hoher Zinsen und einer schlechten Wirtschaftslage schwach. «Der Verkäufermarkt hatte sich in einen Käufermarkt ver­wandelt. Kaufwillige verlangten mehr Flexibilität beim Innenausbau, was die Alfred Müller AG damals vor neue Herausforderungen stellte», erinnert sich Christoph Müller. Trotz der schwierigen Marktlage sei er im Betrieb gut aufgenommen worden. Nun kam ihm zugute, dass er als Verwaltungsrat schon seit mehreren Jahren regelmässig an VR-Sitzungen, Kadertagungen und an Firmenanlässen teilgenommen hatte und viele Angestellte bereits kannte.

Ich musste meinen eigenen Weg gehen.

In den kommenden Jahren wuchs Christoph Müller in seine Rolle als Unternehmer hinein. Er absolvierte die Führungsausbildung SKU und weitere Management-Weiterbildungen und übernahm 1999 den Vorsitz der Geschäftsleitung. «Ich war stolz, dass ich diese Aufgabe übernehmen durfte. Rückblickend bin ich froh, dass mir damals nicht voll bewusst war, wie gross die Belastung und die Herausforderungen waren, die damit einhergingen. Sonst hätte ich mich vielleicht anders entschieden», sagt er. Er habe sich regelmässig mit dem Vater, den Mitgliedern der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats und nach dessen Eintritt 2003 auch mit seinem Bruder Michael ausgetauscht. «Trotzdem musste ich meinen Weg selber gehen und eigene Erfahrungen sammeln.»

Wichtige Weichenstellungen

In den letzten Jahren konnte die Alfred Müller AG von einer starken Nachfrage nach Wohneigentum profitieren. Die Familie Müller vollzog in diesen Jahren den Generationenwechsel. Sie gründete 2011 die Alfred Müller Stiftung, welche heute die Mehrheit der Ak­tien des Unternehmens hält. Die zwei Söhne und die ­Tochter von Alfred und Annaliese Müller – Marianne, Christoph und Michael – sind alle gleichberechtigt am Unternehmen beteiligt. «Wir haben das ganze Kapital in der Firma gelassen, damit diese stark bleibt», betont Christoph Müller. Bis diese Lösung ausgereift gewesen sei, seien viele Gespräche nötig gewesen. «Wir mussten vieles ausdiskutieren. Gerade für meinen Vater, der sein Lebenswerk loslassen musste, war es nicht immer einfach.»

Blick in die Zukunft

Seit 2013 konzentriert sich Christoph Müller auf seine Aufgaben als VR-Präsident und Bauherr aller Neubau-Projekte der Alfred Müller AG. Mit den getroffenen Weichenstellungen ist er zufrieden: «Ich nehme meine vielseitigen Aufgaben mit Herzblut wahr. Ich schätze es sehr, dass ich im Verwaltungsrat und bei den Bauprojekten mit engagierten Profis zusammenarbeiten kann.» Für die Zukunft wünscht er sich, dass die ­Alfred Müller AG ein starker Player auf dem Schweizer Immobilienmarkt mit umfassendem und qualitativ hochstehendem Leistungsangebot bleibt. «Das ist eine dauernde Herausforderung.» Als Verwaltungsratspräsident will er dafür sorgen, dass das Immo­bilienunternehmen weiter wachsen kann und künftige Krisen möglichst unbeschadet übersteht, damit es für Kunden und Lieferanten ein zuverlässiger Partner und für die Mitarbeitenden ein attraktiver Arbeitgeber bleibt. Seine Kinder sowie die Kinder seiner Geschwister sollen «auch einmal die Chance haben, in das Unternehmen einzusteigen, sofern sie dies möchten.»

«Es macht mir Freude, wenn meine Kinder mich fordern»

Neben der Arbeit ist die Familie der Lebensmittelpunkt von Christoph Müller: Bei seiner Ehefrau Eliane und den Kindern Fabienne und Raphael kann er abschalten und entspannen. «Zu Hause tauche ich in eine andere Welt, was unglaublich wichtig ist für mich. Die Kinder geben mir viel Kraft und Energie, auch wenn sie manchmal ganz schön fordern. Wir sind als Familie gerne aktiv, gehen im Sommer wandern und schwimmen und im Winter Ski fahren. Ich geniesse aber auch einfach ein paar Stunden gemütliches Zusammensein bei einem guten Essen mit ­lieben Freunden.»